Klaus Kinski: „Verstehen Sie?“ oder eigene Nachruflyrik zu Lebenszeiten?

„Nein, Sie können mein Buch gar nicht gelesen haben,

sonst würden Sie nicht eine solche Frage stellen –

verstehen Sie!“…

„Das ist Unsinn, was Sie da sagen,

ich meine, es macht keinen Sinn –

verstehen Sie?

So ist die Aussage von Ihnen vollkommen sinnlos.“…

„Die meisten Menschen verstehen sich falsch.

Ok, das haben Sie nicht so falsch verstanden.“…

„Im Grunde genommen geht es ja um etwas ganz Anderes,

um etwas, das zwischen den Linien steht –

verstehen Sie?

Ich kann ja nicht 300.000 Seiten schreiben.

Das macht ja kein Mensch –

verstehen Sie?

3.000 war es auch lang,

und ich habe auch viele weggeschmissen.“…

„Nicht so sehr stimmt das,

was Sie ohne ihre Schuld

dabei so verstanden haben …

sondern dass ich seit langer Zeit

danach gesucht habe,

warum man eigentlich so was macht,

überhaupt,

wie auch immer –

verstehen Sie?“

(„Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ –

Interview-Fragmente nach „Je später der Abend …“, Klaus Kinski 1977)

Mal träumte ich …

 

An den Iran hab ich mal geglaubt,

just nach dem Sturz vom Schah.

Doch was Khomeini sich dann erlaubt,

ich nur noch mit Entsetzen sah.

Zu Palästina hab ich mal gemeint,

es könnte dort bald Frieden sein:

Araber und Juden wirklich geeint!

Er war wohl zu süß, mein Wein.

Aus Afghanistan, hab ich mal geträumt,

verschwänden endlich die Taliban.

Von Bergen mit Mohnfeldern gesäumt,

kamen sie wieder heran.

In Afrika, hab ich mal gehofft,

würdens die Afrikaner schon selber machen.

Doch leider gerieten sie allzuoft

an den Großmacht-Höfen zu Narren.

Im Irak, wenn keiner wacht,

meint ich, ginge die Hoffnung zu Grunde:

Einstmals hatte Bush doch gelacht,

als er mit Saddam noch im Bunde.

Die Syrer, hab ich mal gedacht,

seien schon sehr viel weiter.

Doch hat der IS mit dem Teufel gelacht,

und der Tod wurde sein Begleiter.

Die Kartoffel ist schuld

… sagen die Anthroposophen und raten Folgendes:

Drückt die Kartoffel dir auf die Blase,

so atme tiefer durch die Nase.

Klemmt sie dir auch Herz und Lunge,

so hechle mit gestreckter Zunge.

Liegt sie dir mal schwer im Magen,

helfen and´re Lebenslagen.

Geht mir solch Leiden auf den Geist,

schieb ich´s auf Dich, dass Du´s nur weißt!

Wenn Seiten keine Blätter sind

Blätter, raschelnd im Winde,

Zweige, peitschend im Sturm,

Stämme, sich beugend dem Orkan,

Schreiben als Anker.

Die Frage lautet, wie lange noch?

Oder: Wann kommt die Säge,

wann die Axt?

Standhalten bis zum Schlussstrich?

Was ist, wenn Blätter Seiten sind?

Was raschelt dann im Wind?

Was peitscht dann, beugt sich dann

wem, wenn Blätter Seiten sind?

Hartz-IV(erlier)er

Fehlt dem Hartz-IVer Hauptschulrang,

wird´s gleich dem Fall-Berater bang.

Fehlt dem Hartz-IVer Bonität,

empfiehlt die Bank ihm Null-Diät.

War er zuvor auch noch verschuldet,

wird Freiheit ihm nie mehr geduldet.

Fehlt dem Hartz-IVer Pfand-asie,

kommt auf `nen grünen Zweig er nie.

Fehlt dem Hartz-IVer LIDL-Land,

sinkt sichtbar Einkaufwagens Rand.

Fehlt dem Hartz-IVer eine Frau,

steht er allein, die arme S…

Fehlt dem Hartz-IVer ein Kuscheltier,

dann kuschelt er vielleicht mit Dir?

Sehnsucht

Lebenskreuz,

nach außen gliedernd

nach innen gnadenlos.

Wühlend windend,

Wunden weh – Wunder weil

Wesen wahrendes Du.

Rauschend Grau so nah,

unruhige Wirrnis wohin?

Beschwerend saugende Tiefe,

dumpfer Druck, Blei auf der Brust,

hebend, klopfend, angst-enges Dunkel.

Atem schwer Entlastung sehnend.

Hoffend ahn ich die Berührung,

sanft begonnen, zu befördern.

Wärme spür ich, dich ertastend,

Neigung fassend, leidend lassend.

Hoffnung tragend, bebend,

liebend ineinander gehen.

Heiligabend 2011

 – ein himmlisches Ereignis

Weihnachtsgänse und Dezember –

gräulicher ist nur November!

Engel und Posaunenschall?

Frohkonsum allüberall.

Seht himmelwärts: ein Licht im Dunkeln!

Wahnsinn, Wahnsinn! schrei´n die Leut.

Weltraum-Schrott! die Medien munkeln,

hoffend war nur kurz die Freud´.

Ach, der Mensch strebt in den Himmel,

ob im Vergehen oder Werden,

sieht vor lauter Festgetümmel

nicht die Hoffnung hier auf Erden;

Denn Kinder zeigen immer wieder

uns im Spiegel, was sie sind.

Sie sind Hoffnung, sind wie Lieder.

Alle Zukunft liegt im Kind.

Fred vom Saturn

 oder

wen Frauen wirklich lieben

Tassen, Teller und Terrinen

Sind im Regal oft eine Zier.

Doch fettig, fleckig, licht-beschienen

Werden sie schnell zur Genier.

Tellerwäscher sind recht selten,

Millionäre gibt´s zuhauf.

Da zieht frau vor, um´s mal zu melden,

gern ´nen Spülmaschinenkauf.

Grau und klotzig, ohne Mucken,

seht den Protz: ein Nimmersatt!

Wird Becher, Teller, Tassen schlucken,

Mechano-Macho, eiskalt-glatt!

Egal ob blöd, ob geil, ob geizig,

ob SATURN-gleich, ob real.-.

Wichtig ist, das Teil schafft´s zeitig

Noch zum „Essen-kommt-Signal“!